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Biorhythmus – Ausrede oder Wissenschaft?

Jeder hat das schon bei sich selbst beobachtet: es gibt Tageszeiten, da geht einfach nichts. Man fühlt sich körperlich müde und geistig erschöpft. Die Laune ist am Nullpunkt und eigentlich gibt es dafür gar keinen Grund.

Vielleicht aber doch!?

Es könnte sehr wohl sein, dass hinter diesen persönlichen Eindrücken ein System steckt! Nämlich das System "Biorhythmus" - also unsere innere Uhr, die einem ganz eigenen Rhythmus folgt. Was lange als Ausrede galt, ist heute als ein Teilgebiet der Biologie unter dem Begriff "Chronobiologie" zusammengefasst.

2017 gab es den Medizin-Nobelpreis für die Isolation des Proteins, das für die Abläufe verantwortlich ist, auf denen der individuelle Biorhythmus beruht. Seitdem sei wissenschaftlich bewiesen, "dass die innere Uhr ein hochkomplexes System ist. Es gibt nicht nur eine Uhr im Gehirn, sondern eine Uhr in jeder Zelle unseres Körpers", so Till Roenneberg, Chronobiologe an der LMU München. (Quelle)

Der Biorhythmus ist so individuell wie das Lebewesen. Wenn unsere innere Uhr nicht im Einklang mit der äußeren Uhr (Tageszeit) ist, macht uns das auf Dauer krank. Das passiert gerne bei Menschen, die in Wechselschichten arbeiten.

Biologische Rhythmen sind periodisch ablaufende, endogen oder exogen bedingte Schwankungen physiologischer Parameter (Quelle) Vereinfacht gesagt heißt das nichts anderes, als dass es sich um regelmäßig wiederkehrende Ereignisse handelt, die einen regelmäßigen Termin in unserem Leben haben. Biorhythmen, die jeder kennt, sind z.B. Ebbe/Flut, Tag/Nacht, Jahreszeiten, Hormonzyklen, um hier nur einige zu nennen.

Dokumentiert wurde das Phänomen des Biorhythmus  übrigens bereits 1729 durch Jean Jacques d´Ortous de Mairan, der feststellte, dass Pflanzen einen Biorhythmus haben. Die Blätterbewegungen der untersuchten Pflanzen folgten einem bestimmten Rhythmus, obwohl sie bei konstanter Dunkelheit gehalten wurden.

Genau wie wir Menschen einen individuellen Biorhythmus haben, haben unsere Pferde ebenfalls eine innere Uhr, nach der sie leben möchten.

Was wir hauptsächlich bemerken, wenn wir mit unseren Pferden sind, sind folgende Rhythmen:

  • Wach-Schlafverhalten

  • Motorische Aktivität

  • Futter- und Wasseraufnahme

  • Komfortverhalten

  • Evtl. Fortpflanzungsverhalten (Rosse)

Da unsere Pferde aber nunmal in den meisten Fällen durch die Haltung nicht frei entscheiden können, wann sie was tun, bedeutet dies einen massiven Eingriff in ihre inneren Abläufe. Sie müssen also ihre innere Uhr mit unserer Zeitgebung synchronisieren, auch wenn es ihren natürlichen Rhythmen komplett widerspricht. Wer abends nach der Arbeit zum Pferd fährt, darf nicht unbedingt erwarten, dass das Pferd um diese Zeit maximal leistungsbereit ist.

Wann aber ist die richtige Zeit, mit dem Pferd zu trainieren? Auch das kann nur individuell beantwortet werden. Das "Fitsein" zu einer bestimmten Zeit lässt sich zwar tatsächlich trainieren, heißt dann aber auch, dass das Pferd nur zu dieser bestimmten Zeit zu Höchstleistungen bereit ist!

Fazit: Wie immer müssen wir unseren Pferden genau zuhören. Ein Pferd, das vermeintlich als faul oder übellaunig gilt, ist es vielleicht gar nicht. Es möchte sich auch nicht vor der Arbeit drücken. Wir sind einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort 🤷🏼‍♀️


Wer sich intensiv mit dem Thema "Biologische Rhythmen bei Nutztieren" beschäftigen möchte, dem empfehle ich z.B. die Dissertation mit dem gleichnamigen Titel von Mirjam Tilger an der LMU München (2005).

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