Reitkunst und Coaching | Pferdeosteopathie

Bewegung vs. Training

Viele von uns kennen das: manchmal hat man einfach keine Lust, sich aufzuraffen. Es ist kalt und es regnet und jetzt noch zum Stall... Na gut, das Pferd braucht ja seine Bewegung und es steht nunmal nicht in einem Offenstall. Also braucht es Bewegung.


Aber reicht Bewegung aus? Oder braucht das Pferd sein tägliches Training? Wo hört Bewegung auf und wo fängt Training an? Und was genau ist der Unterschied?


Schauen wir in die Sportlehre, dann wird Training zum Beispiel folgendermaßen definiert:
"Sportliches Training ist ein planmäßig gesteuerter Prozess, bei dem mit inhaltlichen, methodischen und organisatorischen Maßnahmen, entsprechend einer Zielvorstellung, Zustandsänderungen der komplexen sportmotorischen Leistung, Handlungsfähigkeit und des Verhaltens entwickelt werden sollen."
(Quelle: D. Martin: Grundlagen der Trainingslehre)


Training ist also planmäßig gesteuert und hat ein definiertes Ziel, nämlich mindestens die Verbesserung oder die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit.


Bewegung hingegen ist "jede Aktivität der Skelettmuskulatur, die zu einem höheren Energieverbrauch führt als in Ruhe. Bewegung ist körperliche Betätigung und entsteht durch Zusammenziehen oder Anspannen der Muskeln."
(Quelle: gesundheit.gv.at)


Der Unterschied zwischen Training und Bewegung ist damit klar. Was aber braucht das Pferd?


Als Lauftier braucht es natürlich erst einmal Bewegung, damit seine Körperfunktionen erhalten bleiben. Das Herz-/Kreislaufsystem funktioniert im Vergleich zu unserem menschlichen System etwas anders. Nicht nur ist das Herz eines Pferdes im Verhältnis zum Körper relativ klein. Im Gegensatz zum Menschen haben Pferde keine Muskulatur unterhalb des Fußwurzelgelenkes. Damit entfällt die  Venenpumpe, die durch das An- und Abspannen der Muskulatur funktioniert und somit regelmäßig Blut über die Kompression der Venen durch den Körper pumpt. Diese Aufgabe übernimmt bei den Pferden für die unteren Extremitäten die sogenannte Hufpumpe. Und die funktioniert vereinfacht gesagt so, dass sich durch die abwechselnde Be- und Entlastung des Hufes die Hornkapsel weitet bzw. verengt und dadurch ein Mechanismus aus Sog und Druck entsteht, der für einen Blutzu- und -abfluss sorgt. Dies betrifft z.B. auch das Lymphsystem - gut zu beobachten bei Pferden, die in der Box angelaufene Beine haben. Nach Bewegung sind die Beine dann wieder normal, die Lymphe konnte abtransportiert werden.

 
Soll das Pferd aber gezielt bewegt werden, kommen wir in den Bereich des Trainings. Das Training sollte immer so aufgebaut sein, dass das Pferd etwas davon hat, körperlich UND geistig. Dabei kommt es nicht auf die Dauer der Trainingseinheit an, sondern was genau deren Inhalt ist.

Wir erinnern uns: Training hat ein definiertes Ziel. Ist das Ziel - oder ein definiertes Teilziel - erreicht, wird die Einheit beendet. Und ja - das kann auch mal nach 5 Minuten der Fall sein. Und dann: Loben, atmen, entlassen (in die selbstständige Bewegung).


Wer sein Pferd in Boxenhaltung untergebracht hat, MUSS dafür sorgen, dass es mindestens seine tägliche Bewegung bekommt - da führt kein Weg dran vorbei. Wieviel Training es braucht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wie immer gibt es auch hier kein 08/15. Ein individueller Trainingsplan kann da sehr hilfreich sein.

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